Energie 2052: Rückblick aus der Zukunft


Du meine Güte,

 

hatten die Leute eine Angst. Ein Leben ohne Kohle, Öl, Atom? Undenkbar. Aber es ist halt immer so: Als das Fahrrad erfunden wurde, warnten die Zeitungen, dass "die gehetzte Fahrt dem Nervensystem des Fahrers erheblichen Schaden zufügen würde". Und das war noch gar nichts gegen die Angst vor den "geschlechtlichen Erregungserscheinungen", dIe der Sattel auslösen wurde. Besonders Frauen, so glaubten die durchweg männlichen Ärzte, seien gefährdet. Egal, ob Fahrrad, Eisenbahn oder Computer: "Wir sind voller Angst, allerdings vor den falschen Problemen", spottet der Philosoph Hoimar von Ditfuhrt. Der war ein ganz Gebildeter. Bei uns zu Hause hieß es schlicht: "Wat de Buer nich kennt, dat fret he nich."

 

Jetzt erinnert das Internet daran, wie vor 30 Jahren das letzte Atomkraftwerk in Deutschland vom Netz ging. Das letzte Kohlekraftwerk wurde vor 20 Jahren dichtgemacht und der letzte Wagen mit Benzin-Antrieb vor zehn Jahren zugelassen. Wenn man die alten Bilder von den Atomunfällen und den Kriegen ums Öl sieht, dann kann man sich nicht vorstellen, dass die Menschen das so lange - mit Verlaub - gefressen haben. Aber anscheinend stimmt es: Man gewöhnt sich an alles. Heute regiert das Wetter die Energie und die Strombörse dirigiert ein Orchester aus Windrädern, Solarpanels, Geothermie und Biogasanlagen. Je nach Strompreis gehen Gasmotoren aus und an, werden Wasserspeicher und Windräder zugeschaltet oder Elektroautos geladen. Das System brummt und summt wie ein geschäftiger Bienenstock.

 

Hunderttausende Handwerker wuseln zwischen den einzelnen Anlagen hin und her und verdienen ihr Geld. Denn das Beste ist natürlich, dass so viele Menschen, Gemeinden und Firmen in diesem Bienenstock mitsummen und nicht nur ein paar Ölscheichs und Großkonzerne. An der Küste macht man mehr in Wind, im Süden mehr in Sonne; in der gebirgigen Mitte Deutschlands geht beides und die Speicher stehen sowieso überall. Das ist alles so selbständständlich geworden wie das Wasserklosett. Es ging nur schneller: Wind & Co haben sich binnen 50 Jahren durchgesetzt. Die

Wasserspülung hat von der Erfindung bis in den Alltag fast 350 Jahre gebraucht. Da möchte man heute auch nicht mehr drauf verzichten.

 

Professor Windfried Sonnig, Energleforscher

 

Ein Beitrag aus der Broschüre "WINDKRAFT - Eine Bürgerenergie", Herausgeber: Bundesverband WindEnergie e.V. (BWE)  --> Broschüre (pdf 7,3 MB)