Gasheizungen H2Ready


H2Ready ist neu und kam erstmals im Rahmen der Novelle des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) auf. Damit sind Brennwert-Gasheizungen gemeint, irgendwann theoretisch auf den Betrieb mit Wasserstoff umgerüstet bzw. umgestellt werden könnten. In der Praxis ist H2Ready völlig unerprobt und ist eine normale Gasheizung mit vagem Zukunftsversprechen. Die bisher angebotene erste Generation von H2Ready kann nur mit fossilem Gas und max. 20% Wasserstoff-Anteil laufen, eine sehr teure Umrüstung für reinen Wasserstoff soll möglich sein. Erst die 2. Generation H2Ready, die für 2026 angekündigt ist, soll leicht umrüstbar sein.

 

Wann und zu welchem Preis Wasserstoff in Zukunft in ausreichenden Mengen verfügbar sein wird, ist äußerst ungewiss. Aber auch rund um die Themen Verteilnetze, CO2-Fußabdruck und Verfügbarkeit gibt es bei H2 Ready Heizungen noch einige Fragezeichen. Entsprechend raten wir, so wie viele Expertinnen und Experten auch, vom Kauf einer solchen Heizung ab. Die vier entscheidenden Gründe gegen die Anschaffung einer H2 Ready Gasheizung sind dabei:

  • Heizen mit Wasserstoff ist sehr teuer, die Gründe sind u.a.
    • Es fehlen die großen Mengen, insbesondere bei grünem Wasserstoff.
    • Die Herstellung erfordert sehr viel Energie, bei Elektrolyse wertvollen Strom.
    • Die Energiedichte von Wasserstoff ist gering, im Verhältnis zu Erdgas wird die dreifache Menge benötigt.
    • Wasserstoff durchdringt alle Materialien. Die lokalen Leitungen und auch die überregionale Infrastruktur müssen sehr teuer neu gebaut oder ertüchtigt werden.

Im Reallabor ermittelt: Wasserstoff erfordert 558% mehr Kilowattstunden als Wärmepumpe

Dr. Felix Doucet aus dem Competence Center für Erneuerbare Energien und EnergieEffizienz (CC4E) der HAW Hamburg ist Autor einer Studie. Zusammen mit seinem Team verglichen die Wissenschaftler im Verbundprojekt „Norddeutsches Reallabor“ den Energieaufwand zur Beheizung eines unsanierten Einfamilienhauses mit grünem Wasserstoff mit dem des Heizens über eine moderne Wärmepumpe. Angenommen wurde dabei ein jährlicher Wärmebedarf von 40.000 Kilowattstunden (kWh), was in etwa dem deutschen Durchschnitt entspricht. Das Ergebnis belege, „dass der Strombedarf zur Herstellung des grünen Wasserstoffs erheblich höher ist, als die bereitgestellte Wärme“. Für die Gewinnung der zum Heizen des Hauses benötigten Menge grünen Wasserstoffs benötige man etwa 67.000 kWh Strom. Im Gegensatz dazu benötige eine moderne Wärmepumpe für die gleiche Wärmemenge nur etwa 12.000 kWh Strom (Quelle).

 

"Wasserstoff ist der Champagner unter den Energieträgern", äußerte Prof. Claudia Kemfert

Der Wasserstoff sollte vorzugsweise dort verwendet werden, wo nur mit Wasserstoff eine Klimaneutralität geschaffen werden kann, wie zur Herstellung von Stahl und Zement, ggf. auf für die Schifffahrt und Luftfahrt.

  • Wasserstoff ist nur selten klimaneutral
    Nur wenn der Wasserstoff aus oder mit Hilfe von Erneuerbaren hergestellt wird, ist er klimaneutral und wird als grüner Wasserstoff bezeichnet. Die heutige Menge ist nicht ausreichend und die Elektrolyse ist bisher ohne staatliche Förderung viel zu teuer. Grauer und blauer Wasserstoff werden aus dem fossilen Erdgas gewonnen.
  • Nur wenige Anbieter bieten H2 Ready Gasheizungen zum Kauf an
    Es gibt zurzeit (2024) noch keine Heizungsgeräte, die man mit 100% Wasserstoff betreiben kann, verfügbare Gasheizungen H2 Ready erlauben ein Gemisch von Erdgas mit 20% Wasserstoff, sind also eigentlich nicht H2 Ready
  • Die heutigen Gas-Verteilnetze sind nicht auf Wasserstoff ausgerichtet
    Das bestehende Gas-Verteilnetz ist nicht für Wasserstoff geeignet, allenfalls für ein Gemisch von Erdgas mit Wasserstoff. Der Wasserstoff durchdringt alle Materiealien, gefährdet sind besonders Gas-Ventile, die in den Netzen und den Häusern verbaut sind. Notwendig wäre ein Wasserstoff-Verteilnetz aus Baustoffen, die noch gar nicht bekannt sind, wie die Material-Prüfung von Fraunhofer in Darmstadt verkündet hat. Wann das zweite Verteilnetz gebaut wird und wer die hohen Kosten für den Aufbau dieses Netzes trägt, ist nach wie vor unklar.

Die Wärmepumpe kennt diese Nachteile nicht, denn sie arbeitet mit Strom und den natürlichen Wärmelieferanten Luft oder Geothermie. Wer dann noch selbst erzeugten Strom von Photovoltaik-Anlagen nutzen kann, ist auf dem "Königsweg".